Wie ist unser Umgang mit unseren
Gefühlen? Gefühle die allgemein da sind, oder plötzlich durch
Situationen, gesprochenen Worte und Erlebnisse erscheinen. Gefühle
an sich sind völlig ok.
Oftmals haben wir jedoch
Angewohnheit, wie wir mit unseren Gefühlen umgehen. Das heißt z.B
es kommt Wut, und wir erlauben uns nicht wütend zu sein. Das ist
kein gutes Gefühl, was kann ich tun damit dieses Gefühl wieder
weggeht. Oder es kommt Traurigkeit auf, und wir gehen in diese
Traurigkeit und die Gedanken kommen, die diese Traurigkeit immer und
immer wieder am Laufen halten. Meist fühlen wir die Traurigkeit gar
nicht mehr, sondern wir drehen uns in dieser Traurigkeit, wir drehen
uns im Kreis und die Gedanken kommen und kommen und kommen. Daran ist
zunächst nichts falsch, es sind unsere Angewohnheiten. So kommt es
vor dass wir uns immer wieder wenn wir ins Auto steigen und uns über
die „blöden“ Autofahrer ärgern, die uns begegnen, einfach nur aus Gewohnheit!
Die gute Nachricht ist, wir können
einen neuen Umgang damit finden.
Dazu gehört zuallererst, Beobachten!
Den Umgang mit unseren eigenen Gefühlen wahrzunehmen, einen Bezug
dazu zu bekommen, was mache ich, wenn ein Gefühl auftaucht? Gehe ich
dagegen? Will ich es jetzt nicht fühlen? Oder beobachte ich, dass
ich mich in dieses Gefühl rein sinken lasse, gehe jedoch noch ein
bißchen weiter als reinsinken und drehe ich mich dann darin? So kann
es passieren, dass wir heute – genauso wie in einigen Jahren später
– uns immer wieder im Drama wiederfinden. Jeden Tag auf´s Neue,
ich muß nur immer wieder diese Gedanken denken, schon kommen die
gewohnten Gefühle.
Hier können wir sehen, dass die
Gefühle aus den Gedanken kommen, nicht aus unserer inneren Unschuld
heraus. Wir üben dieses Gefühl, wir trainieren dieses Gefühl, wir
machen es dadurch zu unserer Identität. Wir verinnerlichen es mit
Sätzen wie z.B. „Ich bin Jemand der traurig ist“, „Ich bin Jemand der immer wütend ist“ Das ist der Moment, in dem wir unsere
Mitte verlassen, wir gehen ins Land der Wut oder ins Land der
Traurigkeit. Oder wir unterdrücken unsere Gefühle, um stark zu
erscheinen, um zu zeigen wir können mit allem gut umgehen. Beides
sind Extreme, die uns aus unserer Mitte heraus bringen.
Meine Erfahrung ist, wenn wir in
unserer Mitte bleiben, mit den Gefühlen, in der Mitte bleiben was
auch immer kommt, wenn wir der Fels in unserer eigenen Brandung sind,
in den Wellen die da kommen, in dieser Stille zu sein, können wir
eintauchen in dieses Gefühl und dadurch hinter dieses Gefühl
kommen. In der Mitte bleiben heißt, nicht in den Verstand gehen,
nicht den Gedanken folgen, sondern fühlen – mit dem ganzen Körper
– dass wir mit dem Gefühl da sind, präsent sind mit dem Gefühl
und mit dem was kommt.
Und wenn wir das machen, wenn wir
wirklich der tiefsten Traurigkeit in uns begegnen, erst dann erfahren
wir, was ist in der Traurigkeit, was ist hinter der Traurigkeit,
woraus besteht die Traurigkeit? In dem Moment begegnen wir dem nur,
wir spulen nicht mehr die gleiche Geschichte ab. Wir erfahren eine
tiefgreifendere Ruhe. Und hierin finden wir einen tieferen Frieden,
z.B. hinter der Traurigkeit, der Wut oder der Angst. Es ist eine
Einladung vom Leben, mich noch mehr zu öffnen, noch präsenter zu
sein. Wenn wir diese Einladung ablehnen, verdrängen oder
zelebrieren, lehnen wir die Einladung unseres Lebens ab.
Die momentane Zeitqualität zeigt gut
auf, wie wir oft damit umgehen, wenn eine Veränderung ansteht, evtl.
ausgelöst durch die Wirtschaftskrise, durch Arbeitsplatzverlust,
Trennung vom Partner. Es kommt Angst, wir jammern, wir klagen, wir
schimpfen. Anstatt still zu stehen, die Angst herankommen lassen und
mit ihr zu sein. Wenn wir dieser Angst begegnen, können wir spüren,
was kommt dahinter. Es ist Vergleichbar mit einer Tür, nur wenn wir
eine Tür öffnen, können wir sehen was dahinter ist. Wenn die Tür
noch verschlossen ist, können wir nur vermuten und schon folgen wir
wieder unseren Gedanken und sind nicht mit dem was ist. Wir können
das was ist erst sehen und erfahren, wenn wir die Tür öffnen und
hindurch gehen.
Beobachte Dich einfach mal die nächste
Zeit, wie dein Umgang mit Deinen Gefühlen ist. Wenn ein Gefühl
erscheint und an deinem Arm zoppelt und dich mitnehmen möchte, musst
du dem nicht folgen. Da beginnt Erwachen! Wenn wir nicht mehr dem
folgen, was unsere inneren Tendenzen uns diktieren, weil wir es immer
schon so gemacht haben. Wir haben jeden moment die Wahl!
In dem wir nicht mehr der inneren
gewohnten Tendenz folgen, lernen wir still zu stehen, dem zu begegnen
was ist und dahinter zu schauen, so kann Neues in unser Leben kommen.